Film des Monats Januar:

 

Der ewige Gärtner

GB / D 2005 / 128 Min.

Regie: Fernando Meirelles.

Darsteller: Ralph Fiennes, Rachel Weisz, Danny Huston, Bill Nighy, Pete Postlewaite.

 

Die Story: Als die Leiche der engagierten Aktivistin Tessa Quayle (Rachel Weisz) in einer einsamen Gegend am Ufer des Turkana Sees in Kenia gefunden wird, deutet zunächst alles auf ein Verbrechen aus Leidenschaft hin. Ihr Reisebegleiter, der charismatische Arzt Dr. Arnold Bluhm (Hubert Koundé), mit dem ihr schon seit längerem ein Verhältnis nachgesagt wurde, ist spurlos verschwunden. Ihr Ehemann, der zurückhaltende Diplomat Justin Quayle (Ralph Fiennes), belässt den Vorfall allerdings nicht in den Händen der British High Commission, sondern beginnt selbst Nachforschungen anzustellen. Je tiefer Justin bohrt, desto näher kommt er dem Skandal, der seiner Frau das Leben kostete und der immer mehr auch sein eigenes gefährdet. Dennoch kann Justin seine Suche nicht beenden, denn seine Odyssee bringt ihn nicht nur der Wahrheit, sondern auch seiner Frau immer näher...

 

Die Stars: Ralph Fiennes wurde bei uns durch seine Rolle als „Der englische Patient“ und durch „Schindlers Liste“ bekannt. Rachel Weisz spielte die Hauptrolle in der Action-Reihe „Die Mumie“ und in „About a boy“.

 

Der Regisseur: Der Brasilianer Fernando Meirelles erreichte Weltruhm mit seinem Varvella-Drama „City of God“.

 

filminformer-Bewertung: Nachdem Meirelles 2002 seinen viel beachteten Erstling vorstellte, für den er eine Regie-Oscarnominierung erhielt, bleibt er dem Genre der Literaturverfilmung treu. Diesmal handelt es sich um die erstklassige Umsetzung des Bestsellers „Der ewige Gärtner“ von John Le Carré. Wie im Roman handelt auch der Film von einem Medikamentenskandal. Dieser Film ist nicht reißerisch inszeniert, aber er reißt trotzdem mit durch seine bewegende Geschichte, dies meint sowohl die tragisch endende Liebe zwischen Tessa und Justin als auch die Aufdeckung der unglaublichen Machenschaften von global agierenden Pharmagroßkonzernen und durch seine brillante Optik, in der dem Zuschauer das sehr gut geschnittene Geschehen präsentiert wird. Ralph Fiennes schafft es, seiner Rolle durch unscheinbares, reserviertes aber äußerst effektives Spiel ein Höchstmaß an Komplexität und Glaubwürdigkeit zu verleihen. Rachel Weisz ist ein zauberhafter Gegenpol in Meirelles Komposition. Eine intelligent erzählte Story, deren große Themen, die Liebesgeschichte und der Pharmakrimi, sehr clever ineinander verwoben sind. Einer der besten und thematisch wichtigsten Filme des Kinojahres!

- Jörg-H. B.v.Grass

Bewertung: ****0                           

Deutschlandstart: 12. Januar 2006

 

Verleih: Kinowelt

 

 

Match Point

GB 2005 / 123 Min.

Regie: Woody Allen.

Darsteller: Jonathan Rhys-Meyers, Scarlett Johansson, Emily Mortimer, Matthew Goode.

 

Die Story: Der ehemalige Tennisprofi Chris (Jonathan Rhys-Meyers) fängt als Trainer in einen chicen englischen Club an. Der junge Ire freundet sich schnell mit Tom Ewett (Matthew Goode) an, der ihn mit seiner schwer reichen Upper-Class-Familie bekannt macht. Toms Schwester Chloe (Emily Mortimer) verliebt sich in Chris, der sich seinerseits in Toms Verlobte Nola (Scarlett Johansson), eine erfolglose amerikanische Schauspielerin, verliebt. Chris heiratet Chloe, die Ehe bleibt zunächst kinderlos. Chris, inzwischen in der Firma des Schwiegervaters tätig, beginnt nach Toms Entlobung eine Affäre mit Nola, bis sie ihm eröffnet, dass sie schwanger ist. Seine Liebelei könnte fatale Folgen für seinen sozialen Aufstieg haben und so wird es eine Angelegenheit auf Leben und Tod...

 

Die Stars: Scarlett Johansson wurde durch „Der Pferdeflüsterer“, „Lost in Translation“ und „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ bekannt. Jonathan Rhys-Meyers spielte in „Kick it like Beckham“.

 

Der Regisseur: Altmeister Woody Allens vielschichtiger London-Trip in die gepflegten Abgründe der angeblich so feinen Gesellschaft. Seine 41. Regiearbeit ist ein spannender Thriller ohne den albernen „Stadtneurotiker“-Humor. Seine Filme wie „Mach’s noch einmal, Sam“, „Manhattan“ oder „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten…“ sind Klassiker.

 

filminformer-Bewertung: Der Film, eine von Allens dunkelsten Arbeiten, kreist als Moraltragödie um Fragen von Zufall, Glückssuche, Karriere und Selbstaufgabe. Sie ist ein böser Kommentar zum sozialen Aufstieg und den damit einher gehenden Verlust von Gewissen und Gefühl. Die thematischen Ebenen werden mit wunderbaren visuellen Einfällen angereichert. Allens neue, charismatische Muse Scarlett Johansson wirkt sinnlicher als je zuvor. Es handelt sich um seine erste Arbeit in London. Ein zweiter Film mit dem Titel „Scoop“, ebenfalls mit Johansson, ist bereits abgedreht und in der Postproduktion. „Match Point“ ist ein intelligenter Leckerbissen, der nicht nur Allen-Fans begeistern wird!

–jvg

Bewertung: ****0

Deutschlandstart: 29. Dezember 2005

 

Verleih: Prokino

 

 

 

 

Caché - Versteckt

Frankreich/Österreich 2005 / 118 Min.

Regie: Michael Haneke.

Darsteller: Daniel Auteuil, Juliette Binoche, .

 

Die Story: Georges (Daniel Auteuil) ist Moderator einer erfolgreichen Literaturtalkshow im Fernsehen, seine Frau Anne (Juliette Binoche) arbeitet in einem Verlag. Mit ihrem mitten in der Pubertät steckenden Sohn leben sie ein ganz normales bürgerlich-intellektuelles Leben. Eines Tages bekommen sie Videokassetten, die vor ihrer Haustür aufgenommen wurden und auf denen nichts passiert. Doch gerade diese Stille macht die Filmaufnahmen so bedrohlich. Was will der Fremde, der Georges Laurents Leben und das seiner Familie mit beunruhigender Geduld dokumentiert? Noch dazu zusammen mit naiv-grotesken Zeichnungen, die den Horrorphantasien eines Kindes entsprungen zu sein scheinen. Anne vermutet einen verrückten Fan hinter den rätselhaften Filmaufnahmen. Die Polizei sieht keinen Grund einzugreifen, solange nichts Bedrohliches geschehen ist. Doch das Gefühl der Beklemmung wird immer stärker und bringt Georges und Anne allmählich aus dem Gleichgewicht. Beflügelt von Erinnerungen aus seiner Kindheit, in der er den algerischen Jungen Majid mit falschen Anschuldigungen vom heimischen Hof trieb, reagiert Georges zunehmend aggressiv, zumal ihn eines der Bänder vor die Haustür von Majid führt, der allerdings seine Unschuld beteuert...

 

Die Stars: Juliette Binoche war zuletzt in „Jet Lag“, „Chocolat“ und in „Der englische Patient“ zu sehen. Daniel Auteuil spielte in „Ein Mann sieht rosa“, „Milch und Schokolade“ oder „Am achten Tag“ und wurde für „Caché“ als bester Hauptdarsteller mit dem Europäischen Filmpreis 2005 bedacht.

 

Der Regisseur: Der 1942 in München geborene Michael Haneke gehört zu den umstrittensten und höchst dekorierten europäischen Regisseuren. Mit Filmen wie „Funny Games“, „Die Klavierspielerin“ oder „Wolfzeit“ polarisiert er Kritiker und Publikum. Gerade erhielt er den Europäischen Filmpreis als bester Regisseur.

 

filminformer-Bewertung: „Caché“ war der große Abräumer bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises am 3.12. in Berlin. „Film des Jahres“, beste Regie, bester Hauptdarsteller, bester Schnitt und der Preis des internationalen Filmkritikerverbandes FIPRESCI. Auch in diesem Film polarisiert Haneke und regt mit seiner Vielschichtigkeit nicht nur an (zu Diskussionen), sondern auch auf. So gibt es eine der längsten Einstellungen der Filmgeschichte (fast 10 Minuten) in der ein Haus und ein paar parkende Autos gezeigt werden. Ansonsten passiert nichts. Haneke ist ein Meister der Andeutung, allerdings auch der handfesten Schockeffekte. Er überlässt es dem Zuschauer seine Schlüsse selbst zu ziehen und lässt ihn am weit offenen Ende im Dunkeln zurück. Diskussionen vor dem Kino sind garantiert – auch darüber, ob dies wirklich der beste europäische Film 2005 war.

-jvg      

 

Bewertung: **000

Deutschlandstart: 26. Januar 2006

 

Filmverleih: Prokino

 

 

 

 

Sommer vorm Balkon

Deutschland 2005 / 100 Minuten

Regie: Andreas Dresen.

Darsteller: Nadja Uhl, Inka Friedrich, Andreas Schmidt, Stephanie Schönfeld, Christel Peters.

Die Story: Katrin (Inka Friedrich) ist Ende 30, unglücklich geschieden, arbeitslose Werbegestalterin und alleinerziehende Mutter. Nike (Nadja Uhl) ist Mitte 30, macht einen auf sexy Girlie, arbeitet bei einem mobilen Pflegedienst und sucht, genau wie Katrin, nach dem Traumprinzen. In lauen Sommernächten sitzen die beiden Freundinnen auf dem Balkon und bequatschen ihre Probleme. Katrins Sohn erfährt die erste Liebe und die erste Enttäuschung. Nikes Pflegefälle Helene und Oskar haben die erste Liebe bereits hinter sich. Als der Trucker Ronald (Andreas Schmidt) in Nikes Leben schneit, scheint der Mann fürs Leben eine gar nicht mehr so utopische Vorstellung zu ein. Freundin Katrin ist von dieser Entwicklung jedoch nicht wirklich begeistert…

Der Star: Nadja Uhl spielte zuletzt in der deutsch/holländischen Verfilmung von „Die Zwillinge“. Sie bekam einen silbernen Bären der Berlinale als beste Darstellerin in „Die Stille nach dem Schuss“.

 

Der Regisseur: Andreas Dresen wurde durch die Filme „Nachtgestalten“, „Halbe Treppe“ und Willenbrock“ bekannt.

 

filminformer-Bewertung: Der mit diversen internationalen Filmpreisen geehrte Andreas Dresen gehört zum Besten, was der deutsche Film zu bieten hat. Als „Menschenfilmer“ wurde er bezeichnet und dieser Titel trifft ihn recht gut. Immer wieder erzählt er von Menschen, die nicht unbedingt vom Leben verwöhnt werden, die nicht gerade auf der Sonnenseite stehen. Aber er porträtiert sie so liebenswert, so warmherzig und humorvoll, dass es immer wieder Freude macht, diese Menschen zu treffen. „Sommer vorm Balkon“ ist einer seiner besten Filme und definitiv der Witzigste. Er erzählt seine Geschichte mit präzisem Blick und großer Liebe zu den Figuren, die zwischen Himmel und Erde sitzen und auf das bunte, schwierige Dasein blicken, in dem die richtigen Männer oft die falschen sind und in dem man besser durchkommt, wenn man nicht nur schön ist, sondern auch stark. Ein kleiner Film – ganz großartig!

- Jörg-H. B.v.Grass     

Bewertung: ****0

Deutschlandstart: 5. Januar 2006

 

Filmverleih: X-Verleih

 

 

 

 

 

Kurzbelichtet:

 

Couchgeflüster

Die 37-jährige Karrierefrau Rafi (Uma Turman) aus Manhattan ist frisch geschieden. Sie verliebt sich ausgerechnet in den 23-jährigen Dave (Bryan Greenberg), einen talentierten Maler aus Brooklyn. Für ihn ist der erhebliche Altersunterschied kein Problem, aber Rafi fühlt sich so unwohl, dass sie den Schuldkomplex bei ihrer Therapeutin (Meryll Streep) thematisiert und auch sexuelle Geheimnisse nicht ausspart. Zu ihrer großen Überraschung ist Dave der Sohn ihrer Therapeutin und die Probleme fangen damit erst an… Hinreißend komplizierte und doch so simple und effektive Großstadtkomödie von „Boiler Room“-Regisseur Ben Younger, der New York ebenso glänzen lässt wie seine großartigen Hauptdarsteller. Einzig der Schluss lässt etwas zu Wünschen übrig.

-jvg      

Bewertung: ***00

Deutschlandstart: 19. Januar 2006

 

Verleih: Tobis

 

 

 

 

Jarhead – Willkommen im Dreck

Anthony 'Swoff' Swofford (Jake Gyllenhaal) schreibt sich 1989 bei den US-Marines ein. Mit seinen Kameraden Alan (Peter Sarsgaard) und Chris (Lucas Black) kämpft er sich durch die Grundausbildung und kommt in die Einheit von Sergeant Sykes (Jamie Foxx). Im Rahmen der Operation Desert Shield müssen sie monatelang nur Wüste und Ölfelder bewachen. Nach der Vertreibung der irakischen Invasoren rückt die Truppe nach Kuwait vor, wo nun brennende Ölquellen bewacht werden müssen… "American Beauty"-Regisseur Sam Mendes erzählt in seinem kontroversen Golfkriegsfilm mehr vom Nichtstun im Nirgendwo und den damit verbundenen Ausrastern als von Heldentaten im Schützengraben. Das Drehbuch von William Broyles basiert auf den Militärmemoiren von Anthony Swofford, in dem nach klassischer Struktur der Werdegang vom naiven Zivilisten zum desillusionierten Soldaten geschildert wird. Alles andere als ein Action-Film.

-jvg      

Bewertung: **000

Deutschlandstart: 5. Januar 2006

 

Verleih: UIP

 

  

 

Gabrielle – Liebe meines Lebens

In Paris im Jahr 1912 hat sich ein vermögendes Paar (Isabelle Huppert, Pascal Greggory) in seiner Ehe eingerichtet, ohne tiefe Gefühle, dafür mit vielen gesellschaftlichen Verpflichtungen. Eines Tages beschließt die Ehefrau ihren Mann für einen Liebhaber zu verlassen, um nur wenige Stunden später diese Entscheidung zu revidieren und zurückzukehren. Der Mann ist fassungslos, die Frau bleibt scheinbar kühl. Es beginnt ein Duell der Herzen und der Seelen, mit dem Regisseur Patrice Chéreau die gesellschaftlichen Konventionen dieser Zeit beleuchtet, so, wie er bei seinem Berlinale-Gewinner "Intimacy" den Bereich der Sexualität auslotete, nur dieses Mal erheblich langatmiger.

-jvg

Bewertung: **000

Deutschlandstart: 12. Januar 2005

 

Verleih: Concorde

 

 

 

Blackout Journey

Vor 18 Jahren sind Mios (Marek Harloff) Eltern bei einem Terrorakt am Flughafen Wien-Schwechat ums Leben gekommen. Heute lebt er als Musiker in Berlin und träumt von einem eigenen Tonstudio. Eine Entschädigungszahlung würde ihn von sämtlichen finanziellen Sorgen befreien. Um an das Geld zu kommen, muss sich Mio mit Valentin (Arno Frisch) treffen, seinem Bruder, der getrennt von ihm als Bergbauer in Österreich aufgewachsen ist und Mios Existenz verdrängt hat. Mios Freundin Stella (Mavie Hörbiger) begleitet die beiden auf eine Reise, die tief in die Vergangenheit führt und anders ausgeht als geplant… Road-Movie, bei dem vor lauter Spielereien und Style-Geplenkel die Spannung und die Figuren auf der Strecke bleiben. Guter Soundtrack.

- Jörg-H. B.v.Grass

Bewertung: *0000

Start: 19. Januar 2006

 

Filmverleih: farbfilm (www.blackoutjourney.com)

 

 

 

Yes

Die leidenschaftliche Liebesgeschichte zwischen einer irisch-amerikanischen Wissenschaftlerin (Joan Allen) und einem libanesischen Chirurgen (Simon Abkarian), der als Koch im Londoner Exil lebt. Der betrogene Ehemann (Sam Neill) ist Politiker, der seine Ehefrau ebenfalls betrügt. Die Putzfrau der Familie (Shirley Henderson), verfolgt das Treiben sehr philosophisch… Regisseurin Sally Potter nimmt den Zuschauer mit auf eine poetische Reise durch verschiedene Weltanschauungen, Kulturen und Länder, die von London über Belfast und Beirut schließlich nach Havanna führt. Die Originalversion erinnert durch ihre Dialoge in Reimform an ein Shakespeare-Drama. Für die deutsche Fassung kann das nicht garantiert werden. Teilweise sehr schön, teilweise recht bemüht.

- Jörg-H. B.v.Grass

 

Bewertung:**000

Deutschlandstart: 5. Januar 2006

 

Verleih: Alamode (www.yesthemovie.com)

 

 

 

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