Die Story:
Der sechsjährige Vitus (Fabrizio Borsani) hat einen IQ von schwindelerregender
Höhe, löst Rechenaufgabe in Sekunden und spielt auf dem Klavier virtuos die
Werke der großen Meister. Während sich Vitus’ Mutter (Julika Jenkins) ganz auf
die Karriere ihres Sohnes fixiert, flüchtet der mittlerweile 12-jährige Junge
(Teo Gheorghiu) immer öfter zu seinem bodenständigen Großvater (Bruno Ganz).
Gemeinsam träumen sie vom fliegen. Dann nimmt Vitus sein Leben selber in die
Hand und wagt einen großen Sprung. Die dabei erlittene Gehirnerschütterung ist
für ihn die Chance, endlich ein normaler Junge zu werden. Plötzlich kann er
nicht mehr Klavier spielen und scheint Intelligenz und Talent verloren zu
haben. Nur der Großvater kommt auf Vitus Geheimnis. Als die Familie in
finanzielle Nöte gerät, baut Vitus eine Doppelexistenz auf…
Die Stars:
Der Schweizer Bruno Ganz („Brot und Tulpen“; „Der Untergang“) ist mit dieser
Rolle ganz in seinem Element und kann warmherzigen Charme versprühen. Eine
wirklich beeindruckende Leistung! Dies gilt auch für den in der Nähe Zürichs
aufgewachsenen rumänischen Wunderknaben Teo Gheorghiu, der im Alter von 12
Jahren kürzlich sein Debüt-Klavierkonzert in der Zürcher Tonhalle gab und den
jugendlichen Vitus spielt.
Der Regisseur:
Im Jahr 2006 wurde Fredi M. Murers „Höhenfeuer“ (1985) von einer Expertenjury
zum besten Schweizer Film aller Zeiten gewählt. Sieben Jahre nach dem
Mystery-Krimi „Vollmond“ hat Murer nun mit „Vitus“ einen Film vorgelegt, der
durchaus Parallelen zu „Höhenfeuer“ aufweist: Statt der Gehörlosigkeit plagt
den jungen Hauptdarsteller nun das absolute Gehör.
filminformer-Bewertung:
Im Wunderkind-Mythos von „Vitus“ verdichten sich die Probleme des
Erwachsenwerdens. Einerseits schwingt bei uns Normalsterblichen immer die
Bewunderung für das unvorstellbare Talent der „kleinen Klugscheißer“ mit,
andererseits auch das Bedauern über eine verlorene Kindheit, die durch die
Forderungen der Eltern und die Ausgrenzung durch die Gleichaltrigen verstärkt
wird. Vitus sichert sich mit seiner Verweigerung all diese Ansprüche unsere
Sympathien. Aus den weisen Gebrauchsphilosophien seines liebevollen Großvaters
scheint die Stimme des Regisseurs zu klingen, der aus der Fabel ein rundes,
musikalisches Märchen geschaffen hat, das auf vielfältige Art mit der Metapher
des Fliegens spielt. Die Schweiz hat „Vitus“ für die Oscar-Nominierung 2007
vorgeschlagen. Genau der richtige Film für die kalte Jahreszeit!
-jvg
Bewertung: ****0
Deutschlandstart: 21. Dezember 2006
Verleih: Schwarz-weiß Verleih
Happy Feet
USA 2006 / 87 Minuten
Regie: George Miller.
Sprecher: (Deutsch) Rick Kavanian, Ben Becker,
(Englisch) Elijah Wood, Robin Williams, Nicole Kidman, Hugh Jackman.
Die Story:
Im Land der Kaiserpinguine im Herzen der Antarktis machen die Pinguine nichts
lieber, als lauthals Lieder zu singen. Tatsächlich braucht jeder von ihnen
einen ganz speziellen Song, um seinen ihm zugedachten Partner finden zu
können. Ausgerechnet Mumble, der Sohn von Elvis und Norma Jean, ist der
schlechteste Sänger, den man sich denken kann. Eigentlich kann man dass, was
da aus seiner Kehle kommt nur als erbärmliches krächzen bezeichnen. Dafür ist
er der beste Steptänzer weit und breit – nur, welcher Pinguin kann sich schon
fürs tanzen erwärmen. Weil er aber beim besten Willen keinen Ton trifft, wird
Pinguin-Teenie Mumble aus der Gesellschaft ausgestoßen. Durch Zufall stößt er
bei einer halbrecherischen Flucht vor einem zähnefletschenden Seelöwen auf
Artgenossen, die aus Patagonien stammen und eigentlich mit Gesang nicht so
viel am Hut haben. Mit ihnen erlebt er federnsträubende Abenteuer, bis er
merkt, dass ein paar nicht in die Antarktis gehörende Lebewesen den Pinguinen
die großen Fischvorräte wegfangen. Mumbles will seine Artgenossen retten und
schwimmt auf die Reise zu den Menschen…
Die Stars:
Rick Kavanian („Der Schuh des Manitou“) übernimmt die Sprecherrolle des Ramon
von Robin Williams („Good Will Hunting“), der auch den Lovelace spricht, der
in der deutschen Sychronisation von Ben Becker gesprochen wird.
Der Regisseur:
Der Australier George Miller hat bereits ein breites Spektrum an Filmen auf
seinem Konto. Von der „Mad Max“-Trilogie über „Ein Schweinchen namens Babe“
bis hin zu „Die Hexen von Eastwick“.
filminformer-Bewertung:
Elf Jahre nach "Ein Schweinchen namens Babe" nimmt sich George Miller wieder
eines Außenseiters in der Tierwelt an. Träumte Babe noch davon, ein
Schäferhund zu sein, muss sich der kleine Kaiserpinguin Mumble in diesem mit
sensationeller Technik umgesetzten CGI-Musical in einer Welt voller singender
Pinguin als Tänzer durchsetzen. Im Original mit den Sprechern Elijah Wood,
Nicole Kidman, Hugh Jackman und Robin Williams denkbar hochkarätig besetzt,
kommt auf das Publikum eines der originellsten Werke seit längerer Zeit zu.
Man kann nur hoffen, dass die Synchronisation mit der gleichen Liebe und
Sorgfalt gemacht wird, wie im Original. Hier wird wie in einem veritablen
Musical mit den Liedtexten gespielt und es gibt jede Menge Liedtextzitate
großer Hits als Anspielungen. Original mit Untertiteln wäre bei diesem Film
definitiv die beste Wahl!
-jvg
Bewertung: ****0
Deutschlandstart: 30. November 2006
Filmverleih: Warner
Little Miss Sunshine
USA 2006 / 100 Min.
Regie: Jonathan Dayton & Valerie Faris.
Darsteller: Greg Kinnear, Toni Colette, Alan
Arkin, Steve Carell, Abigail Breslin, Paul Dano.
Die Story:
Die Hoover-Familie lebt kontinuierlich am amerikanischen Traum vorbei. Vater
Richard (Greg Kinnear) predigt in Motivationsseminaren sein Neunstufenprogramm
zum Erfolg, ohne es selbst je verwirklicht zu haben. Unerschütterlich promotet
er in seiner Familie sein Gewinner-Mantra, doch die Resonanz ist bescheiden.
Seine Frau Sheryl (Toni Colette) hat das Vertrauen verloren und ihr Bruder
Frank (Steve Carell) fast sein Leben bei einem gescheiterten
Selbstmordversuch. Richards Sex- und Drogen-fixierter Vater (Alan Arkin)
fliegt aus dem Seniorenheim und sein Sohn Dwayne (Paul Dano) verkriecht sich
in der Verachtung für die peinlichen Blutsverwandten in ein Schweigegelübde.
Die niedliche, aber etwas pummelige, siebenjährige Tochter Olive (Abigail
Breslin) ist fasziniert von Schönheitsköniginnen und will unbedingt an der
Wahl zur „Little Miss Sunshine“ in Kalifornien teilnehmen. Dank des
väterlichen Optimismus zieht die ganze Familie Hoover in einem klapprigen
VW-Bully los um den kleinen Schönheitsköniginnenanwärterinnen das Fürchten zu
lehren. Doch davor liegt ein Road Trip der ganz besonderen Art…
Die Stars:
Greg Kinnear („Besser geht’s nicht“), Toni Colette („In den Schuhen meiner
Schwester“) und Alan Arkin („Catch 22“) spielen die Hauptfiguren der Familie
Hoover.
Der Regisseur:
Die Clip-Spezialisten Jonathan Dayton & Valerie Faris und Erfinder der
MTV-Show „The Cutting Edge“ geben hier ihren Einstand als Spielfilmregisseure.
filminformer-Bewertung:
In "Little Miss Sunshine" geht es nicht um Familienwerte, sondern den Wert von
Familie". Der Film wirbt für diese sozialen Kernbeziehungen, weil selbst in
den chaotischsten Clans das Bindungsgefühl therapeutisch und nie ganz
auszulöschen ist. Trotz der Fülle an Charakterschrullen und Krisenherden
überzeichnet der Film nicht, lässt hinter seinen desorientierten Figuren reale
Träume und Sehnsüchte erkennen, die man verfolgen muss. Denn der echte
Verlierer definiert sich nicht über das Ergebnis, sondern über den Einsatz,
etwas erreichen zu wollen. Den Film prägt eine zurückhaltende Situationskomik.
Er ist im Ton vorwiegend heiter, nimmt aber die Figuren und ihre Gefühle immer
ernst. Seine Sympathie gilt den Außenseitern, den Gestrandeten in einer vom
Erfolg besessenen Gesellschaft.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 30. November 2006
Filmverleih: 20th Century Fox
The Departed – Unter Feinden
USA 2006 / 146 Min.
Regie:
Martin Scorsese.
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack
Nicholson, Mark Wahlberg, Martin Sheen, Ray Winstone, Alec Baldwin.
Die Story:
Colin Sullivan (Matt Damon) ist ein aufstrebender Detective bei der State
Police, der seit Kindheitstagen für den irischen Mafiaboss Frank Costello
(Jack Nicholson) tätig ist und ihm jetzt wertvolle Tipps geben kann. Im
Gegensatz zum selbstsicher-glatten Yuppie Sullivans wirkt der frischgebackene
Polizeikadett Billy Costigan (Leonardo Di Caprio) verunsichert und voller
roher Emotionen, als er von Captain Queenan (Martin Sheen) und dem konstant
fluchenden Sergeant Dignan (Mark Wahlberg) als Undercover-Agent rekrutiert
wird. Schnell gelingt es Costigan in Costellos engsten Kreis von gewalttätigen
Handlangern aufgenommen zu werden. Sowohl das Police Department als auch
Costello werden sich bewusst, dass in ihren eigenen Reihen jeweils ein Spitzel
der anderen Organisation sitzt. Beide Maulwürfe versuchen nun in einem
nervenaufreibenden Katz- und Mausspiel, die Identität des anderen zu
entlarven. Gleichzeitig haben beide Männer eine Beziehung mit der
Polizeipsychologin Madolyn (Vera Farmiga). Eines Tages kommt es zum großen
Showdown…
Die Stars:
Jack Nicholson („ The Shining“; „Besser geht’s nicht“), Leonardo DiCaprio
(„Gilbert Grape“; „The Gangs of New York“) und Matt Damon („The Good Will
Hunting“; „Ocean’s Eleven”) geben Oscar-reife Darbietungen in einem
unglaublichen Starensemble.
Der Regisseur:
Mit den beiden aufwändigen historischen Epen "Gangs of New York" und "Aviator"
realisierte der Erz-New-Yorker Martin Scorsese („Taxi Driver“; „Wie ein wilder
Stier“) zuletzt angestrengt lange gehegte Ambitionen. Mit diesem Film sollte
ihm nun endlich der lange verdiente Regie-Oscar vergönnt sein.
filminformer-Bewertung:
Endlich kehrt Marty Scorsese zu seinem angestammten Mafia-Metier zurück, und
schon wirkt seine Arbeit befreit und mühelos. Das Ergebnis ist unterhaltsam
wie schon lange nicht mehr. Basierend auf der hervorragenden Drehbuchadaption
des Hongkong-Hit "Infernal Affairs" (2002) von William Monahan ("Königreich
der Himmel"), wird die komplexe Geschichte von zwei Cops und ihren verdeckten
Loyalitäten erzählt. Plötzliche, verstörende Gewalteruptionen gehören ebenso
zu Scorseses Markenzeichen wie gelegentlicher Galgenhumor und die authentisch
klingenden Dialoge. In dieser Hinsicht glänzt besonders Nicholson, der hier
erstmals mit Scorsese zusammenarbeitet. Neu ist auch Damon, der wie bereits in
"Der talentierte Mr. Ripley" perfekt einen eiskalten Kriminellen mit
unschuldiger Fassade mimt. Bereits zum dritten Mal steht DiCaprio für Scorsese
vor der Kamera. Der erwachsen wirkende "Titanic"-Star etabliert sich mit
seiner nuancierten Porträtierung von Verletzlichkeit, Paranoia, Abgebrühtheit
und Cleverness endgültig als charismatisches Schwergewicht. Ein großartiger
Film!
–jvg
Bewertung: ****0
Deutschlandstart: 7. Dezember 2006
Verleih: Warner
Babel
USA 2006 / 142 Min.
Regie: Alejandro González Iñárritu.
Darsteller: Brad
Pitt, Cate Blanchett, Gael García Bernal, Said Tarchani, Adriana Barraza, Kôji
Yakusho.
Die Story:
Die amerikanische Touristin Susan (Cate Blanchett) wird in einem Reisebus in
der marokkanischen Wüste von einem Schuss getroffen, den zwei Hirtenjungen
achtlos abfeuerten. Fernab von jeder Zivilisation versucht Susans Mann Richard
(Bratt Pitt) das Leben seiner Frau zu retten. Zuhause in San Diego sieht sich
die Kinderfrau Amelia (Adriana Barraza) die beiden Kinder von Richard und
Susan zur Hochzeit ihres Sohnes nach Mexiko mitzunehmen. Während die
marokkanische Polizei mit Hochdruck an der Aufklärung des vermeintlichen
Attentats arbeitet, melden alle Medien weltweit den Vorfall im Bus. In Tokio
ahnt die taubstumme, nach Liebe suchende Chieko (Rinko Kikuchi) noch nicht,
dass die Ereignisse ihr Leben nachhaltig beeinflussen werden…
Die Stars:
Brad Pitt („Legenden der Leidenschaft“; „Fight Club“), Oscar-Preisträgerin
Cate Blanchett („Elizabeth“; „The Aviator“) und Gael
García Bernal („The Science of Sleep“; „Die Reise des jungen Che“)
sind die Hauptdarsteller in einem internationalen, hauptsächlich mit Laien
besetzen Cast.
Der Regisseur:
„Babel“ ist die dritte Regiearbeit des Mexikaners Alejandro González Iñárritu
für einen abendfüllenden Spielfilm. International wurde er durch „Amores
Perros“ und „21 Gramm“ bekannt.
filminformer-Bewertung:
Der sprichwörtliche Schuss, dessen Hall man auf der ganzen Welt hört, bildet
den Ausgang für ein weiteres Spiel von Alejandro González Iñárritu mit Raum
und Zeit. Spürbar weniger nervös und fragmentiert als der Vorgänger "21 Gramm"
und weitaus ambitionierter als die bisherigen Arbeiten des Mexikaners. Der in
Cannes mit dem Regiepreis ausgezeichnete Filmemacher lässt die Handlung von
Afrika nach Amerika und Asien und wieder zurück springen und doch ist es ein
intimes Porträt der Figuren, die er ins Visier nimmt. Wie der biblische Titel
bereits impliziert, geht es Iñárritu, der erneut mit einem Drehbuch des
Literaten Guillermo Arraga Jordan arbeitet, um die Sehnsucht des Menschen nach
Kontakt und die Unmöglichkeit von Kommunikation. "Babel" zeigt die Welt als
potenzielles Paradies, das nur durch menschliches Zutun, durch unsere
Unfähigkeit zuzuhören und zu verstehen zur Hölle wird. Es ist die
Menschlichkeit der Erzählung, die "Babel" so intensiv macht - politisch
brisant und doch ganz privat. Alles ist simpel und nachvollziehbar und gerade
deshalb so kompliziert. Ein beeindruckendes Stück Leben.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 21. Dezember 2006
Filmverleih: Tobis
Kurzbelichtet:
Casino Royal
Die Story: James
Bond ist noch ein unbeschriebenes Blatt beim MI 6, als er durch zwei
ausgeführte Aufträge die Lizenz zum Töten erhält. Mit neuem Status verhindert
007 Anschläge einer Terrororganisation, deren finanzielles Netzwerk vom
Bankier Le Chiffre organisiert wird. Bei einem Pokerspiel im Casino Royale in
Montenegro soll Bond Le Chiffre ruinieren, diskreditieren und die Bosse im
Hintergrund aus der Reserve locken...
filminformer-Bewertung: Bonds
21. Mission markiert einen Neuanfang. Statt Actionoverkill, Effektspektakel
und immer fantastischeren Szenarios, setzt Martin Campbell ("Goldeneye") auf
mehr Realismus, körperlichen Einsatz und Emotion. Zwar ist das bisher noch nie
ernsthaft verfilmte erste Skript von Bond-Schöpfer Ian Fleming überschaubar
kreativ, doch Daniel Craigs athletisch-intensive Neudefinition der Figur ist
umwerfend! Dafür, dass er vorher so angefeindet wurde, ist ihm ein wahrer Coup
gelungen, der wahrscheinlich alle Kritiker zum Schweigen bringen wird. Einer
der besten Bond-Filme seit sehr langer Zeit.
-jvg
Bewertung: ****0
Deutschlandstart: 23. November 2006
Verleih: Sony
Idlewild
Die Story:
Der amerikanische Süden
während der Prohibition. Speakeasy-Musiker und Clubmanager Rooster muss sich
mit Gangstern herumschlagen, die nichts lieber täten, als seinen Club zu
übernehmen, während sich sein Partner, der Pianist Percival, entscheiden muss
zwischen seiner Liebe zu der hinreißenden Angel und seinen Verpflichtungen
gegenüber seinem Vater…
filminformer-Bewertung:
Seit der Veröffentlichung
ihres sensationell erfolgreichen Doppelalbums "Speakerboxxx/The Love Below" im
Jahr 2003 plant das Hiphop-Duo Outkast ein großes Musical im Stil der 40er
Jahre, das gleichzeitig auch den Abschied ihrer Gruppe markieren sollte. Drei
Jahre später ist das Werk nach zahlreichen Verzögerungen fertiggestellt - und
das Gegenteil des vielfach befürchteten Desasters. Vielmehr ist Big Boi und
Dre 3000 ein vor guter Laune und überschäumenden Rhythmen berstender Film
gelungen, der nicht nur Fans erfreuen sollte.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 23. November 2006
Verleih: UIP
Als das Meer verschwand – In my Father’s Den
Die Story:
Der renommierte, aber
ausgebrannte Kriegsfotograf Paul (Matthew MacFadyen) kehrt nach 17-jähriger
Flucht vor der Vergangenheit zur Beerdigung seines Vaters in die
neuseeländische Heimat zurück, ein kleines Nest am Ende der Welt, wo die Zeit
stehen geblieben scheint. Der Empfang seines Bruders Andrew (Colin Moy) und
seiner Familie ist betont kühl, ganz zu schweigen von Jugendliebe Jackies
(Jodie Rimmer) feindseliger Reaktion. Während er die abgeschiedene Hütte
seines Vaters ausräumt und einen Job als Aushilfslehrer annimmt, freundet er
sich mit der 16-jährigen Celia (Emily Barclay) an, Jackies Tochter - und
eventuell auch seine eigene? Als das literarisch ambitionierte Mädchen eines
Tages spurlos verschwindet, fällt der Verdacht des Kindesmißbrauches auf ihn,
was Anfeindungen und gar tätliche Übergriffe der Anwohner auslöst. Doch Paul
schweigt zu den Vorwürfen…
filminformer-Bewertung:
Regisseur und Drehbuchautor
Brad McGann kombiniert bei der komplexen und bis zum letzten Moment spannenden
Geschichte gekonnt die Elemente des Thriller mit jenen des klassischen
Familiendramas. Nach „Stolz und Vorurteil“ präsentiert Matthew MacFadyen in
der Rolle des Paul die gesamte Bandbreite seines schauspielerischen Könnens in
überzeugender und kraftvoller Präsenz. In weiteren Rollen mimen ebenso
ausdrucksvoll die Newcomerin Emily Barclay und Miranda Otto („Herr der Ringe“).
-jvg
Bewertung: ****0
Deutschlandstart: 30. November 2006
Verleih: Capelight Pictures / Central
Der die Tollkirsche ausgräbt
Die Story: 1918
– in der Zeit des schwarzweißen Stummfilms – soll die aus gutem, aber
verarmtem Hause stammende Cecilie den reichen Alfred heiraten. Bei Cecilie –
das verraten uns Texttafeln – stoßen die Hochzeitspläne der Eltern auf wenig
Gegenliebe. Am Tag vor der Hochzeit entdeckt die Familie im Garten einen
Stoffzipfel, der zu einer vergrabenen "Mumie" gehört. Plötzlich steht ein Punk
aus dem 21. Jahrhundert da – und spricht! Die Ereignisse überschlagen sich,
als sich Cecilie in den Fremdling verliebt. Nur ein altes, magisches Ritual,
bei dem um Mitternacht eine Tollkirsche ausgegraben wird, verheißt eine Lösung
des Problems…
filminformer-Bewertung:
Prätentiöses Regiedebüt der
Schauspielerin Franka Potente. Der etwa 43 Minuten dauernde Spielkurzfilm
hinterlässt das Publikum etwas ratlos, denn ein Stummfilm, in dem nur eine
spricht, das gab es schon bei Mel Brooks „Silent Movie“ – nur der war
eindeutig komischer.
-jvg
Bewertung: *0000
Deutschlandstart: 30. November 2006
Verleih: X-Verleih
Jackass Nummer 2
Die Story:
Johnny Knoxville lässt sich
mit verbundenen Augen von einem Stier auf die Hörner nehmen. Steve-O lässt
sich von einem Hummer mit dessen Scheren in die Zunge kneifen. Chris Pontius
tanzt als sein Alter ego Party Boy nackt in Thailand. Bam Margera fährt in
seinem Haus Ski. Ryan Dunn lässt sich in einem Einkaufswagen mit voller Wucht
gegen eine Wand schleudern. Zudem erprobt man eigenwillige Variationen, wie
sich Zähne wirkungsvoll ziehen lassen. Und vieles mehr, frei nach dem Motto:
"Was uns nicht tötet, härtet uns ab"…
filminformer-Bewertung:
2002 hatte die "Jackass"-Crew
um Johnny Knoxville mit ihrem ersten Kinoausflug eigentlich offiziell Abschied
genommen von ihren masochistischen Abenteuern. Während Knoxville sich als
Schauspieler verdingte, führten die anderen ihre nihilistischen Späße in
anderen Serien fort (Bam Margera in "Viva La Bam!", Chris Pontius und Steve-O
in "Wildboyz", Ryan Dunn in "Commando VIP"). Nun versammelt sich die Horde
Wilder erneut, um neue Schmerzgrenzen zu erforschen und den Humor in nackter
Agonie zu finden. Wer es unbedingt haben muß…
-jvg
Bewertung: **000
Deutschlandstart: 30. November 2006
Verleih: UIP
Lenz
Die Story:
Der Filmemacher Lenz (Milan
Peschel) verlässt seine Heimatstadt Berlin, um in den Vogesen die Hintergründe
von Georg Büchners Fragment "Lenz" zu erforschen. Schon bald verlässt er die
Pfade der Literatur und flitzt auf seinem roten Koffer die Schweizer Alpen
herunter, auf der Suche nach seinem neunjährigen Sohn Noah. Dieser ist mit
einem Kindermädchen (Barbara Heynen) in einer Hütte in Zermatt. Noah (Noah
Gsell) freut sich, die junge Frau ist irritiert über das Auftauchen des
verwirrten Familienvaters. Lenz schafft es ein Treffen zu arrangieren mit
seiner Ex-Frau Natalie (Barbara Maurer). Natalie ist fasziniert von den
Abenteuern, die Lenz ins Haus bringt, von seiner lebendigen Art mit Noah
umzugehen. Gleichzeitig macht sie sich Sorgen über seine krankhaften Züge…
filminformer-Bewertung:
Film und Video, Inszenierung
und Improvisation, Schauspieler und Laiendarsteller, Lovestory und Slapstick:
Regisseur Thomas Imbach bringt Gegensätze zusammen. Doch ist es ihm nicht
gelungen alles zu einem Ganzen zu formen. Mehr als anstrengend!
-jvg
Bewertung: *0000
Deutschlandstart: 30. November 2006
Verleih: Freunde der Kinemathek
Severance
Die Story:
Die Geschäftsleitung eines
Rüstungskonzerns hat sich für seine Mitarbeiter etwas besonderes ausgedacht:
ein Motivations-Wochenende in einer Firmen-Lodge im tiefsten Osteuropa. Schon
die Anreise im Bus läuft schief, doch es kommt - natürlich - noch schlimmer.
Die Immobilie mitten im finstersten Wald entpuppt sich als das Quartier
durchgeknallter Kriegssöldner, die nicht begeistert vom unangemeldeten Besuch
der Weicheier aus dem Westen und mit allen unfairen Mitteln Jagd auf die
bleiche Beute machen…
filminformer-Bewertung:
Regisseur Christopher Smith,
der in seinem Erstling "Creep" Franka Potente als Scream-Queen durchs Londoner
U-Bahn-Netz hetzte, setzt in seinem auf dem Fantasy Filmfest präsentierten
Film auf das altbewährte Zehn-Kleine-Negerlein-Prinzip. Das Drehbuch bietet
reichlich Schockeffekte, noch mehr Augenzwinkern und eine große Tüte schwarzen
Humor. An diesem Film hätte bestimmt auch Quentin Tarantino seinen Spaß!
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 30. November 2006
Verleih: Splendid
Es begab sich aber zu der Zeit…
Die Story:
Mit seiner hochschwangeren
Frau Maria begibt sich Zimmermann Josef nach Bethlehem. Dort angekommen,
findet das Paar keine Unterkunft: Überall werden sie abgewiesen, bis sich eine
Familie ihrer erbarmt und ihnen ein Nachtlager im Stall anbietet. Dort wird
Jesus geboren. Einstweilen folgen die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland
dem Stern von Bethlehem, um dem Sohn Gottes zu huldigen…
filminformer-Bewertung:
Der Erfolg von "Die Passion
Christi" hat die Tür geöffnet für eine neue Welle von Filmen mit betont
christlichem Inhalt. Nachdem Mel Gibson das Sterben Jesu in all seiner
Brutalität einfing, wagt sich nun ausgerechnet Catherine Hardwicke, bekannt
für ihre ungeschminkten Jugendporträts wie "Dreizehn" oder "Dogtown Boys", an
die Geburtsgeschichte, die passend an Weihnachten weltweit in die Kinos kommt.
Keisha Castle-Hughes aus "Whale Rider" ist als Maria zu sehen.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 7. Dezember 2006
Verleih: Warner
Niceland
Die Story:
Jed und Chloe, beide
behindert, beide verliebt, wollen heiraten. Aus Freude über Chloes Zusage
reizt Jed ihre innig geliebte Katze, die deshalb von einem Auto überfahren
wird. Chloe verliert allen Lebensmut, ihr Haustier war einziger Zweck ihrer
Existenz. Fortan fragt Jed jeden nach dem Sinn des Daseins, um Chloe aus ihrem
autistischen, schließlich komatösen Zustand zu befreien…
filminformer-Bewertung:
Spiritualistisch angehauchtes
Märchen mit lakonischem Humor vom isländischen Regisseur Fridrik Thor
Fridriksson, das Hoffnung und Glauben an einen Sinnhorizont hegt, auch wenn
die Locations, der Schrottplatz und diverse fernsehdominierte Wohnzimmer, eine
recht düstere Welt verheißen. Fridriksson erweist sich abermals als
nachdenklicher Philanthrop, den existenzielle Fragen bewegen. Obwohl drei
Figuren geistig behindert sind, geht er darauf keine Sekunde ein und behandelt
sie wie völig normale Menschen.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 7. Dezember 2006
Verleih: Alpha Medienkontor
The Saddest Music in the World
Die Story:
Im kanadischen Winnipeg
findet während der Weltwirtschaftskrise 1933 ein Wettbewerb statt, der die
traurigste Musik der Welt küren soll. Veranstalterin ist Lady Helen
Port-Huntley (Isabella Rossellini), eine Mäzenin aus der Bierindustrie, der in
Folge eines Unfalls und eines Versehens beide Beine amputiert wurden. Die
entscheidende Auseinandersetzung findet zwischen dem amerikanischen
Broadwayproduzenten Chester Kent (Marc McKinney) auf der einen und Chesters
Bruder, dem für Serbien antretenden Roderick Kent alias Gavrilo (Ross
McMillan) auf der anderen Seite statt…
filminformer-Bewertung:
Der Kanadier Guy Maddin
wollte wohl eine Satire, sowie eine Hommage an das Kino der 30er machen.
Gelungen ist ihm beides nur sehr bedingt. Zwar könnte der schwarzweisse (oder
eher blau-weisse) Film als Film der Ära durchgehen, doch wirklich bissig wird
er nie, sondern eher wirr. Das Thema aus der Misere Profit zu schlagen hätte
man auch etwas kritischer umsetzten können.
-jvg
Bewertung: *0000
Deutschlandstart: 7. Dezember 2006
Verleih: Neue Visionen
Mondscheinkinder
Die Story:
Der kleine Paul leidet unter
der seltenen und unheilbaren "Mondscheinkrankheit", das heißt, er muss das
Sonnenlicht meiden, darf sich nur hinter abgedunkelten Fenstern aufhalten und
erst abends nach draußen zum Spielen. Während die alleinerziehende Mutter an
der Überforderung verzweifelt, versucht seine 12jährige Schwester, ihm die
Zeit so gut wie möglich zu vertreiben…
filminformer-Bewertung:
"Mondscheinkinder", das beim
Max Ophüls-Preis in Saarbrücken mit dem Publikumspreis ausgezeichnete
Langfilmdebüt von Manuela Stacke, ergreift mit seiner emotionalen Sprengkraft
und seiner anrührenden Zärtlichkeit nicht nur junge Zuschauer. Diesen bringt
er schwierige Themen wie Krankeit, Tod und Trauer auf phantasievolle Weise
näher.
-jvg
Bewertung: ****0
Deutschlandstart: 14. Dezember 2006
Verleih: Piffl Medien
Shinobi
Die Story:
Zwei Ninja-Clans leben nahezu
abgeschieden vom Rest der Welt, und haben in ihrer Abgeschiedenheit ihre
Fähigkeiten äußerst weit entwickelt. Doch nicht jedem ist dieser Umstand
recht, daher wird ein Wettkampf veranstaltet, bei dem jeder der Clans seine
fünf besten Kämpfer schicken soll. Es geht bei diesem Wettstreit allerdings
nicht nur um Ruhm und Ehre, sondern tatsächlich ums Überleben…
filminformer-Bewertung:
Ang Lees „Crouching Tiger,
Hidden Dragon“ und Yimou Zhangs „Hero“ haben Martial-Arts-Filme auch in Europa
populär gemacht. Deshalb bekommen jetzt auch Filme wie „Shinobi“ eine Chance
im hiesigen Kino. Im Vergleich zu den großen Vorbildern mangelt es der
japanischen Großproduktion „Shinobi“ vielleicht etwas an Opulenz, dafür ist
die Geschichte komplexer. Geradezu kurios für einen Martial-Arts-Film ist der
Umstand, dass Feindschaft und Kampf als Daseinsgrund in Frage gestellt werden.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 14. Dezember 2006
Verleih: Neue Visionen
Der Pakt – The Convenant
Die Story:
Mehr als ihre Mitschüler ahnen, sind Caleb, Pogue, Reid und Tyler die Stars
der noblen Spenser Academy. Nicht nur als Nachkommen alteingesessener
Familien, sondern auch als Besitzer von Superkräften, die verschwiegen seit
Generationen weitergegeben werden. Doch mit dem neuen Schuljahr kommt
Veränderung. Eine düstere Macht fordert sie heraus, bringt bedrohliche Flüche
und den Tod über die Schule…
filminformer-Bewertung:
Im Geist der spuk- und actionreichen Teenclanfilme "Der Hexenclub" und "Lost
Boys" inszeniert Renny Harlin ("Deep Blue Sea") einen visuell gewohnt
kompetenten Fantasythriller. Zwar verdient sich "Der Pakt" keine Bestnoten für
Originalität und Drehbuchraffinesse, bietet aber der jugendlichen Zielgruppe
genügend Reize an Effekten und körperlichen Attraktionen beiderlei
Geschlechts.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 21. Dezember 2006
Filmverleih: Sony
Lichter der Vorstadt
Die Story:
Koistinen ist ein einsamer
Wachmann in einer modernen Shopping Mall. Eines Tages begegnet er Mirja. Die
begehrenswerte Frau spielt ihm Liebe vor, und Koistinen glaubt daran. Doch sie
ist nur der Lockvogel eines Gangsters. Eines Nachts nimmt Mirja den
Schlüsselbund des Wachmanns an sich, und der Gangster raubt einen Juwelier
aus. Jeder glaubt, Koistinen habe mit den Gangstern gemeinsame Sache gemacht.
Er landet im Gefängnis. Zerstört seine Hoffnung, zerbrochen seine Sehnsucht.
Trost, wenigstens ein bisschen, verspricht nur Aila, die eine Imbissbude unter
den Lichtern der Vorstadt betreibt…
filminformer-Bewertung:
Mit „Lichter der Vorstadt“
beschließt Aki Kaurismäki eine Trilogie, die vor zehn Jahren mit „Wolken
ziehen vorüber“ begann und 2002 mit „Der Mann ohne Vergangenheit“ seine
Fortsetzung fand. Nach den Themen Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit widmet
sich der finnische Regisseur nun dem großen Ganzen: der Zerstörung der
kompletten sozialen Existenz. Anders als in den ersten beiden Teilen herrscht
in „Lichter der Vorstadt“ eine klirrende Kälte, die weder durch Humor noch
warme Worte abgemildert wird. Doch alles in allem fügt der Film dem
Kaurismäki-Kosmos nichts Neues hinzu. Nun ist es auch mal gut, der Bogen ist
überspannt und es beginnt zu langweilen. Bitte mal etwas Neues, so wie früher,
Herr Kaurismäki!
-jvg
Bewertung: **000
Deutschlandstart: 21. Dezember 2006
Verleih: Pandora Film
Wild X-mas
Die Story:
Damals in der Highschool war
Chris ein netter Kerl, aber auch ziemlich übergewichtig, unattraktiv und
unsicher. Als ihm Jamie, das Mädchen, in das er total verliebt war, den
Laufpass gab, indem sie ihm versicherte, sie seien "ganz tolle Freunde", zog
er aus seinem Heimatdorf weg und wurde ein erfolgreicher Musikproduzent und
ein unersättlicher Aufreißer, dem nicht einmal Superstars widerstehen können.
Zufällig trifft Chris erneut auf Jamie - und verliebt sich erneut in sie.
Fragt sich nur, ob das diesmal auf Gegenseitigkeit beruht…
filminformer-Bewertung:
"Eiskalte Engel"-Regisseur
Roger Kumble betrachtet das Balz- und Paarungsverhalten von der männlichen
Seite. "Van Wilder"-Star Ryan Reynolds kriegt auch ein paar lustige Grimassen
hin und Amy Smart tut das, was sie am besten kann: niedlich aussehen. Doch
einen wirklichen Brüller oder auch nur einen einigermaßen lustigen Film kriegt
man so nicht hin.